Aktiv werden: Branchen-Kooperationen
Die virtuellen Innovation Days von Greiner Packaging haben den Rahmen geschaffen, viele unterschiedliche Themen anzusprechen. Hier sehen wir uns drei Sessions an, die insbesondere auf die notwendigen Maßnahmen zur Realisierung einer Kreislaufwirtschaft und den Wert von Kooperation und Informationsaustausch innerhalb der Branche fokussieren. Die Sessions thematisieren die Alliance to End Plastic Waste, Plastic Bank und #ForumRezyklat.
Wie Innovation für alle arbeitet – die Alliance to End Plastic Waste
Der zweite Tag der Innovation Days wurde von Jacob Duer eröffnet, Präsident und CEO der Alliance to End Plastic Waste, einer weltweiten Non-Profit-Organisation, der Greiner Packaging im Jahr 2020 beigetreten ist.
„Ich glaube, wenn wir beim Thema Umweltverschmutzung durch Kunststoffabfall vorankommen wollen, ist es absolut unumgänglich, dass wir Innovation ganz oben auf unsere Agenda setzen“, erklärte Duer. „Innovation ist einer unserer vier strategischen Pfeiler. Daneben befinden sich die Schwerpunkte Infrastruktur, wie zum Beispiel Investitionen in integrierte Abfallwirtschaftssysteme; Ausbildung und Engagement; und natürlich die Entsorgung von Altlasten. Ich würde sagen, unser Fokus auf Innovation als strategische Herangehensweise stellt wahrscheinlich einen der schwierigsten Pfeiler in der Umsetzung dar – aber vielleicht auch einen der wichtigsten.“
Unsere Organisation wurde 2019 von einer Gruppe internationaler Unternehmen gegründet und bildet mit ihren Mitgliedern die gesamte Kunststoff-Wertschöpfungskette ab. Unsere Vision ist dabei schon in unserem Namen enthalten: Wir wollen unseren Beitrag leisten, Kunststoffabfälle aus der Umwelt zu beseitigen. Gleichzeitig fokussieren wir uns aber auch auf die Umsetzung einer Kreislaufwirtschaft.
„Das Thema Kunststoffabfall ist eine sehr komplexe Herausforderung. Schätzungsweise 11 Millionen Tonnen dieser Abfälle gelangen jedes Jahr in unsere Ozeane. Wenn wir diesbezüglich nicht sofort – und kollektiv – handeln, werden es bis 2040 geschätzte 30 Millionen Tonnen jährlich sein. Einer der Gründe für diesen rasanten Anstieg ist generell die zunehmende Verwendung von Kunststoff. Teilweise hat das mit dem weltweiten Wachstum der Mittelschichten zu tun, zum Teil aber auch damit, dass rund drei Milliarden Menschen weltweit der Zugang zu geeigneten Abfallwirtschaftsstrukturen fehlt. Es wird angenommen, dass weltweit nur etwa 15 % des gesamten Kunststoffs recycelt wird, während 70 % gesammelt wird. Diese Zahlen sind natürlich gewaltig und in vielerlei Hinsicht auch schwer vorstellbar – dennoch glaube ich, dass wir die Hoffnung nicht verlieren dürfen. Stattdessen müssen wir uns darauf konzentrieren, Lösungen auf den Tisch zu bringen. Ein wichtiger Anreiz in dieser Hinsicht sind die wirtschaftlichen Möglichkeiten selbst, die in Kunststoffabfall schlummern.“
„Der Wert von Kunststoffabfällen wird auf rund 120 Milliarden Dollar jährlich geschätzt. Leider bleibt ein Großteil dieses Wertes derzeit völlig ungenutzt, obwohl er in die Wirtschaft zurückfließen könnte. Aus diesem Grund arbeitet die Alliance to End Plastic Waste daran, diese Lücke zu schließen. Wir machen das mittels einer Reihe von Aktivitäten und Initiativen, von denen die wichtigste das Fördern von Innovation ist. Unser Fokus für die Zukunft muss auf der Austrittsverhinderung selbst und zeitgleich auf dem Einsammeln von Kunststoffabfall liegen. Nur so kann dieser wieder zu einer Ressource werden.“
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Plastic Bank: Bestärken wir die Welt, Kunststoff in unseren Ozeanen zu stoppen
Zum Abschluss des ersten Veranstaltungstages schaltete sich David Katz, Gründer und CEO von Plastic Bank, aus Vancouver ein. Katz erläuterte die Arbeit von Plastic Bank und erklärte wie Social Plastic® den beteiligten Menschen Mehrwert bietet und gleichzeitig hilft, eine regenerative Gesellschaft zu schaffen.
Plastic Bank etabliert ethische Recycling-Ökosysteme in Ländern, mit unzureichender Abfallinfrastruktur und einer hohen Verschmutzungs- und Armutsrate. Das Projekt unterstützt den Planeten dabei das Eintreten von Kunststoffen in unsere Ozeane zu verhindern, um zeitgleich auch das Leben der Müllsammler selbst zu verbessern. Dazu werden Kunststoffabfälle von Sammlern aufgelesen und zu Stützpunkten gebracht, wo sie sortiert und zu Granulat weiterverarbeitet werden. Das so gesammelte Material wird als Social Plastic® wiedergeboren und an Verarbeiter verkauft, die Recyclat für ihre Produkte oder Verpackungen verwenden.
Greiner Packaging hat Plastic Bank bei der Etablierung von fünf Sammelzentren in Manila unterstützt und baut die Partnerschaft weiter aus. Das Unternehmen hat zudem angekündigt, die Sammlung von weiteren 165.000 kg Kunststoffabfall zu finanzieren. So werden die lokalen Sammler unterstützt, während die Strände gleichzeitig sauber gehalten und neue Materialströme gesichert werden.
„Ich bin überzeugt, dass die größte Bedrohung für unsere Meere auch eine der bedeutendsten Chancen für die Menschheit ist“, betonte Katz. „Nicht der Kunststoff, sondern wir sind das Problem. Wir müssen einfach lernen wertschätzender mit unserer Umwelt umzugehen. Wenn jedes Stück Verpackung einen Wert hätte, würde bestimmt nicht so viel davon in den Weltmeeren landen.“
„Unser Bestehen in den Gemeinden zeigt den inhärenten Wert, der in Kunststoffabfall schlummert. Wir haben auch einige hundert Schulen in unserem Ökosystem. Dort motivieren wir die Kinder, nach Hause zu gehen und ihre Eltern über Umweltverantwortung, Recycling und die wirtschaftlichen Möglichkeiten zu unterrichten. So fangen sie an ihren Abfall zu sammeln, anstatt ihn wegzuwerfen – und sie bringen ihn zur Schule mit, um damit ihr Schulgeld zu bezahlen und anderen Kindern den Schulbesuch zu ermöglichen. Kinder entdecken in Recycling eine Möglichkeit, Armut in den Familien zu beenden.“
Nachdem wir das Material gesammelt haben, schicken wir es zu einem lokalen Verarbeiter. Dort wird es aufbereitet und als Rohmaterial exportiert, welches dann von Unternehmen wie Greiner Packaging wieder gekauft wird. So entstehen daraus wieder neue Verpackungen, und der Kreislauf wird geschlossen.
„Wenn Sie ein Produkt mit einer Verpackung aus Social Plastic® kaufen, helfen Sie bei der Bekämpfung von Armut. Darüber hinaus schaffen Sie die generelle Nachfrage und damit die Basis für die Gemeinden, Abfall als Rohmaterial aus der Umwelt zu sammeln. Der Konsum von Produkten aus Social Plastic® verändert den Planeten: Sie werden ‚Part of the solution, not the pollution‘.“
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Coopetition und die Initiative #ForumRezyklat
Wenn aus Wettbewerbern Kooperationspartner werden, spricht man von „coopetition“. In dieser Session der Innovation Days sprach Dagmar Glatz, Director of Sustainable Packaging bei dm-drogerie markt, über die Bedeutung von Partnerschaften, um eine Kreislaufwirtschaft zu realisieren.
Die Initiative #ForumRezyklat ist ein perfektes Beispiel für gelebte Coopetition. Basierend auf der Nachfrage für einen geschlossenen Kreislauf bei Kunststoffverpackungen fördert das Bündnis die Verwendung von recycelbaren Verpackungen aus recyceltem Material.
„Coopetition ist der Weg, mit dem wir für eine verbesserte Kreislaufwirtschaft sorgen wollen“, betonte Glatz. „Als Händler möchten wir gemeinsam recyceln, gemeinsam Mehrwert schaffen.“
„2018 waren wir alle mit den Bildern von im Meer schwimmenden Kunststoffverpackungen konfrontiert. Diese Bilder haben uns dazu veranlasst, unseren Partnern eine ganz einfache Frage zu stellen: ‚Warum nicht mehr recycelte Kunststoffe in den Kunststoffverpackungen verwenden?‘ Dabei wussten wir bereits, dass es funktionieren kann, denn in unserem Markt gab es schon Kunststoffverpackungen aus recyceltem Material. Die Rückmeldungen unserer Partner waren jedoch ernüchternd: ‚Für Drogerieartikel wird Kunststoff in Nahrungsmittelqualität benötigt; es gibt (derzeit) keine andere Kunststoffnorm‘ und ‚Hochwertigen recycelten Kunststoff in Nahrungsmittelqualität gibt es nur in geringen Mengen‘.“
„Also haben wir diese Initiative ins Leben gerufen, und das #ForumRezyklat gegründet. Im Jahr 2018 gab es in Deutschland noch wenige bis gar keine branchenweiten Kooperationen im Recyclingbereich beziehungsweise bei der Verwendung recycelter Materialien. Wir haben versucht, Stakeholder aus allen Prozessbereichen sowie strategische Partner aus der Kreislaufwirtschaft und Mitglieder aus dem Einzelhandelssektor zu gewinnen. An diesem Punkt kommt das Konzept der Coopetition ins Spiel – denn zu unserer Zielgruppe gehörten natürlich auch unsere Mitbewerber.“
„Mittlerweile umfasst das #ForumRezyklat Hersteller von Produkten und Verpackungen, Einzelhändler, Unternehmen aus Abfallwirtschaft und Recycling sowie Vertreter aus Wissenschaft und Politik.“
Unser Ziel war, die Nutzung von recyceltem Kunststoff zu fördern, damit wir unseren Kunden mehr Produkte und Verpackungen mit Recyclinganteil anbieten können. Außerdem wollten wir den Wissenstand in Sachen Design for Recycling erhöhen, mehr Design for Recycling umsetzen, und das Bewusstsein für die Kreislaufwirtschaft bei allen Akteuren verbessern.
„Nach über drei Jahren der Zusammenarbeit, mussten wir jedoch feststellen, dass Kreislaufwirtschaft wie wir sie uns vorstellten noch immer nicht effizient funktionierte. Deshalb starteten wir das Forum als #ForumRezyklat 2.0 neu“, fuhr Glatz fort. „Expertengruppen wurden gebildet, und die kooperativen Partnerschaften neu ausgerichtet, um die technische Effizienz zu steigern. Die erste Expertengruppe arbeitet an Standards, während sich die zweite mit innovativer Technologie und Recycelbarkeit befasst. Die dritte Expertengruppe entwickelt Kommunikationswerkzeuge. Damit ist gesichert, dass alle Mitglieder des #ForumRezyklat eine gemeinsame Sprache verwenden, wenn sie über die Kreislaufwirtschaft sprechen.“
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