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Green Packaging – nicht nur ein Trend, sondern ein Muss.

28.08.2020 | 4 Minuten Lesezeit
Stephan Laske

Gastkommentar PACKAGING Austria

Es könnte alles so einfach sein. Man müsste nur die beiden Enden verbinden und schon wird aus einer Linie ein Kreis. Genau diese Schnittstelle zwischen end-of-life (grave) und start-of-life (cradle) wurde bisher aber nur schlecht bis gar nicht gemanagt. Es ist auch nur eine ökonomische Schnittstelle, denn die technische Machbarkeit haben wir schon zur Genüge bewiesen. Wir verstoßen gegen keine physikalischen und/oder chemischen Grundgesetze, wenn wir Abfall zu neuen Produkten verarbeiten. Uns fehlt aber der Business Case dieser Schnittstelle und damit verstoßen wir gegen ökonomische Grundgesetze. Für einzelne Kreisläufe, die einen einfachen oder offensichtlichen Business Case haben, funktioniert es schon seit Jahrzehnten.

Warum also gelingt es uns nicht, des einen Ende ökonomisch so zu gestalten, dass es der Anfang des anderen ist? Ein wesentlicher Punkt ist sicherlich, dass diese crave-cradle Schnittstelle sich in einem Kommunikationsvakuum befand. Informationen fließen nur in eine Richtung, Reibungsverluste filtern wesentliche Details und der Fokus hochindustrialisierter Produktion lässt oftmals keinen Blick über den Tellerrand zu. Selbst das Mindset der Abfallwirtschaft kämpft mit der Transformation von Abfall zu Rohstoff. Zumindest sehen wir hier schon Erfolge und wir beginnen zuzuhören und zu verstehen, dass Abfall gleich Rohstoff gleich Wertstoff ist, wenn wir die ökonomische Schnittstelle mit Business Cases schließen.

Wie können wir das also machen? Meiner Meinung nach gibt es vier wesentliche Punkte, die sich so auch in jeder Circular Economy Strategie widerfinden sollten (und es bei Greiner Packaging auch tun, der Vollständigkeit halber).

Wir (Verpackungshersteller) müssen verstehen, was am Ende mit unserem Produkt passiert. Wie liegt es vor, wie wird es gesammelt, wo wird es gesammelt, welchen Einflüssen ist es ausgesetzt, hat es noch einen Wert und wie hängt das mit der Qualität zusammen, welchen chemischen/physikalischen/biologischen/menschlichen Prozessen ist unser Produkt ausgesetzt und welchen Einfluss haben wir darauf? In unserem Fall: Was wurde aus dem makellos weißen Becher und wieso?!

Wir (Verpackungshersteller) müssen unsere Produkte besser und tiefer verstehen. Wir müssen über den Abfüller und den Konsumenten hinaus erarbeiten, welche Produkte sich für eine Kreislaufwirtschaft eignen und welche nicht. Und wenn nicht, bei welchen scheitert es am Material und bei welchen schlichtweg am Produkt selbst? Das Verständnis des End of Life ermöglicht es uns, unsere Produkte unter dem jeweiligen Gesichtspunkt zu optimieren. In unserem Fall wissen wir was aus unserem makellos weißen Becher wird und wir können genau dort ansetzen, weil wir unser Produkt entlang der Wertschöpfung verstanden haben.

Wir (Verpackungshersteller) brauchen einen kontinuierlichen, hochqualitativen Strom an Rohstoffen. Die extrem effizienten Produktionen können mit Abweichungen im Material nur sehr schwer umgehen. Stabilität kostet Effizienz. Es ist also notwendig, sich die entsprechenden Ströme zu sichern, um sie auf die notwendige Qualität zu bringen. Es ist nicht zielführend, wenn wir uns darauf verlassen, was der Recycler schafft, denn der Recycler verlässt sich drauf, dass er guten Abfall bekommt und am Ende erreichen wir einzig bei der Weitergabe der Verantwortung eine Kreislaufwirtschaft. Da immer die Anwendung das Produkt und damit Material vorgibt, ist es zwingend notwendig, auch als Verpacker hier anzusetzen. Es ist der Rohstoff, der unseren makellos weißen Becher ermöglicht.

Wir (Verpackungshersteller) brauchen neue Business Modelle, die über die ökonomische Hürde der Schnittstelle greifen. Neue Geschäftsmöglichkeiten bereiten den Weg und erleichtern (und in vielen Fällen ermöglichen) den Lückenschluss. Wir müssen uns Fragen stellen über neue Kooperationen, Mehrweg- oder Leasingmodelle, pay-per-use/Service und einen Systemgedanken fassen. System Thinking entlang der Wertschöpfung ermöglicht es, Stakeholder zu sammeln, Kunden-Kunden Beziehungen aufzustellen und eine ganzheitliche ökonomische Partizipation zu gestalten.

Es im Interesse aller, eine 360° Kreislaufwirtschaft zu erreichen. Jeder muss teilnehmen, jeder muss gestalten und jeder wird verdienen. Physikalische und chemische Grundgesetze sind von uns nicht änderbar, ökonomische auf jeden Fall.

Veröffentlicht in PACKAGING Austria

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