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Vortrag: Wo stehen wir bei Net Zero?

19.07.2022 | 2 Minuten Lesezeit
Theresa Wieser

Der zweite Speaker am Nachmittag des Greiner Packaging Innovation Day war Sören Stöber. Er informierte über den aktuellen Stand bei Net Zero und sprach darüber, wie die Transformation zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft beschleunigt werden kann. Sören Stöber ist Leiter von ESG Solutions Northern Europe bei S&P Global Sustainable 1, der zentralen Quelle des Unternehmens für Informationen aus den Feldern Umwelt, Soziales, Governance (ESG) und Klima. ESG Solutions Northern Europe verfügt über umfassende Daten aus den weltweiten Märkten in Kombination mit ESG-Produkten, Erkenntnissen und Lösungen aus allen S&P-Bereichen.

Sören Stöber erläuterte: „Net-Zero bezieht sich auf einen Zustand, in dem die Treibhausgase, die in die Atmosphäre gelangen, durch den Abbau aus der Atmosphäre ausgeglichen werden. Und das ‚Netto‘ in Net-Zero ist wichtig, weil es sehr schwierig werden wird, alle Emissionen innerhalb des uns zur Verfügung stehenden Zeitrahmens auf null Prozent zu reduzieren.“

„Wissenschaftler sind sich einig: Um die Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad zu begrenzen, muss die Erde bis 2050 eine Netto-Null-Emission erreichen. Der Weltklimarat der UN hat festgestellt, dass die Kohlenstoffemissionen bis 2030 um rund 45 % reduziert werden müssen, um Net-Zero bis 2050 zu erreichen.“

Auch wenn 2050 noch weit entfernt ist, liegt das Jahr 2030 im Vergleich bereits in greifbarer Nähe. Der Klimawandel könnte für Unternehmen, die nicht aktiv werden, große finanzielle Auswirkungen haben.

Sören Stöber, Leiter von ESG Solutions Northern Europe bei S&P Global Sustainable 1

Bewertung der Risiken des Klimawandels

Sören Stöber zeigte Beispiele von S&P 1200 Unternehmen, den größten börsennotierten Unternehmen in rund 31 Ländern, die 70 % der weltweiten Marktkapitalisierung ausmachen. „80 % dieser Firmen werden bis 2050 moderaten bis hohen physischen Risiken durch den Klimawandel ausgesetzt sein. Hitzewellen, Kältewellen, Überschwemmungen, steigende Meeresspiegel, all dies sind physische Risiken aufgrund des Klimawandels.“

„Wir alle müssen verstehen, welche Gefahren auf uns zukommen. Aus diesem Grund haben wir eine fortschrittliche und innovative Methode entwickelt, die unseren Kunden helfen soll, die Risiken und Chancen eines Anlageportfolios besser zu verstehen. Sie brauchen geospezifische Daten, gute Klimamodelle und gute Klimaszenarien. Die wichtigste Information aber, die Sie benötigen, ist die Fähigkeit, finanzielle Risiken zu berechnen. Daher führen derzeit viele große Asset Manager und Banken sowie Versicherungsgesellschaften solche Bewertungen durch.“

Auf dem Weg zur Veröffentlichungspflicht

„Wir beobachten, dass die Emissionsintensität der Bereiche Scope 1 und 2 von 2016 bis 2020 um 21 % gesunken sind. Über alle Sektoren hinweg entfallen allerdings 84 % der Emissionen eines Unternehmens auf Scope 3. Daher ist es wichtig, dass Unternehmen, die Versprechen machen und Ziele bekanntgeben, in der Lage sind zu erkennen, ob es diese indirekten Emissionen aus Scope 3 sind, die sie reduzieren und bekämpfen. Es ist schwierig, Informationen direkt aus der Lieferkette zu erhalten, aber die Unternehmen haben begonnen, hier für Transparenz zu sorgen. Das bringt mich zur freiwilligen und verpflichtenden Veröffentlichung von Informationen.“

„Es gibt immer mehr Bestrebungen, einen Teil der Rahmenwerke über freiwillige Angaben verpflichtend zu machen. Das im Kreis von Unternehmen und Investoren wahrscheinlich bekannteste ist die Task Force on Climate-Related Financial Disclosures (TCFD), die Unternehmen dazu auffordert, über die physischen und politischen Risiken des Klimawandels zu sprechen und diese idealerweise mit einem Preisschild zu versehen. Seit letztem Monat sind die 1.300 größten britischen Unternehmen verpflichtet, ihr Klimarisiko öffentlich zu machen. Die Schweiz hat angekündigt, eine verpflichtende TCFD-Berichterstattung einzuführen, und auch die EU-Richtlinie über die Angabe nicht finanzieller Informationen enthält Elemente zum Klimarisiko.“

„Wir haben jetzt über finanzielle Risiken gesprochen, und wir haben uns über Gesetzgebung unterhalten – aber der andere damit verbundene Teil sind politische Risiken. Wie also schauen Investoren, Banken und Asset Manager auf politische Risiken in Investmentportfolios? Wenn wir über politische Risiken sprechen, konzentrieren wir uns hauptsächlich auf das Kohlenstoffpreisrisiko. Aber wie erfahren Investoren überhaupt, welche Unternehmen in einem Investmentportfolio besonders starken Regulierungen des Kohlenstoffpreises unterliegen? Dabei sprechen wir nicht über heute, sondern über die Kohlenstoffpreise im Jahr 2030, 2040 oder 2050. Der Bericht der Weltbank für 2021 stellt fest, dass das Potenzial der Kohlenstoffbepreisung noch lange nicht ausgereizt ist und dass die meisten Kohlenstoffpreise unterhalb des Niveaus liegen, das erforderlich ist, um eine deutliche Reduzierung der Kohlenstoffemissionen herbeizuführen. Wir können schon heute das finanzielle Risiko berechnen, denn wir kennen die Emissionen des Unternehmens und wir kennen die Kohlenstoffpreise. Wir haben uns daher die SAP 1200 Unternehmen angeschaut und festgestellt, dass zusätzliche Kohlenstoffkosten in Höhe von 283 Mrd. USD auf sie zukommen könnten, wodurch 13 % ihrer Gewinne bis 2025 einem Risiko unterliegen; und das ist eine gewaltige Zahl.“

„Ein Jahr nachdem die Vereinten Nationen davor gewarnt haben, dass die Welt vor einem ‚Code Red‘ für die Menschheit steht, machen die größten Unternehmen der Welt bei der Erreichung von Net-Zero-Emissionen nur kleine Fortschritte. Während Investoren ihre eigenen Net-Zero-Strategien beschleunigen, müssen die Unternehmen bei ihren Vorstellungen, wie sie Klimarisiken und -chancen sehen, proaktiver und transparenter werden. Die Messung der Emissionen im gesamten Unternehmen, die Festlegung belastbarer Ziele und die Berichterstattung über diese klimabezogenen Risiken werden die Unternehmen auf den richtigen Weg bringen, damit sie eine Net-Zero-Emission erreichen.

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Sehen Sie sich die komplette Aufzeichnung des Vortrages - Wo stehen wir bei Net Zero? - vom Innovation Day 2022 an.

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