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Gastkommentar PACKAGING Austria

24.07.2019 | 4 Minuten Lesezeit
Stephan Laske

Das Streben nach Nachhaltigkeit oder “Recyclingfähigkeit ist nur die halbe Wahrheit”

„Design for Recycling“ muss ganz oben auf der Agenda eines jeden kunststoffverarbeitenden Unternehmens stehen. Um bei gegebenem Produktschutz die Recyclingfähigkeit von Verpackungen zu erhöhen, braucht es Verpackungslösungen, die bereits von Anfang an gemeinsam mit dem Kunden darauf hin entwickelt werden.

Single Source Solution ist hier das Credo, wenn reduzierte Wandstärken transparent sind bzw. nur dezent eingefärbt werden und Dekorationen (wie z.B. Sleeves) sich leicht von der Verpackung trennen lassen.

So weit, so selbstverständlich für nachhaltig Denkende.

Im Sinne der Recyclingfähigkeit werden also Material eingespart und Verpackungen so optimiert, dass sie zu 100% in gängigen Anlagen rezykliert werden können. Das ist auch gut so, aber wie so oft im Leben, hat jede Medaille mehr als nur eine Seite.

Schwierig wird die Entscheidung nämlich dann, wenn man nicht die Wahl zwischen einem recyclingfähigen Produkt mit reduziertem CO2-Ausstoß und einem nicht recyclingfähigen Produkt mit vergleichsweise hohem CO2-Ausstoß hat, sondern eine höhere Recyclingfähigkeit mit einem höheren CO2-Ausstoß bezahlt. Recycling ja, aber zu welchem CO2-Preis?

Vor diesem Hintergrund stellen Karton-Kunststoff-Kombinationen eine hervorragende Lösung dar.

Die Recyclingfähigkeit von Kombinationsverpackungen wird derzeit von manchen Stellen kritisch beurteilt, da nicht alle Endkonsumenten die einzelnen Bestandteile – wie vorgesehen – getrennt voneinander entsorgen. Gerade der Konsument ist aber Dreh- und Angelpunkt einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft. Ohne trennwillige Konsumenten ist Kreislaufwirtschaft Illusion. Und gerade deswegen sind hier alle Hersteller von Kombinationsverpackungen gefragt. Konsumenten müssen über das Trennen von Karton und Kunststoff aufgeklärt und es muss ihnen bequem (z.B. mittels Zips und gut sichtbaren Markierungen) möglich gemacht werden.

Wenig hilfreich ist dabei die Tatsache, dass nicht länderübergreifend festgelegt ist, welche Verpackungen als wie gut recyclingfähig gelten. Der Begriff bietet aktuell noch zahlreiche Interpretationsmöglichkeiten. So wird oft eine leicht trennbare Karton-Kunststoff-Kombination dem untrennbaren Papier-Alu-Kunststoffverbund, wie er bei Getränkeverpackungen vorkommt, gleichgesetzt.

Während Karton-Kunststoff-Kombinationen in Großbritannien als nachhaltige Innovation gefeiert werden, gilt diese Verpackungslösung in Deutschland vorläufig nur als mittelmäßig recyclingfähig, obwohl es neben der Konsumentenverantwortung mittlerweile genügend Recyclinganlagen gibt, die Kombinationsverpackungen erkennen und aussortieren können.

Karton-Kunststoff-Kombination

K3®

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War vor Jahren noch die Ökobilanz das non plus ultra, gilt heute die Recyclingfähigkeit als einziges zu erfüllendes Kriterium. Nachhaltigkeit besteht aber sowohl aus einem vernünftigen Umgang mit Ressourcen – und dazu gehört auch der Rohstoff Abfall – als auch aus einer minimalen Umweltauswirkung. Die Recyclingfähigkeit zusammen mit der Umweltauswirkung eines Produktes müssen im gesamten Lebenszyklus berücksichtigt werden – und hier schneiden Karton-Kunststoff-Kombinationen ausgezeichnet ab: Der Innenbecher verbraucht bis zu 50 Prozent weniger Kunststoff und spart damit enorme Ressourcen.

Karton-Kunststoff-Kombination erzielen beispielsweise einen um 24 Prozent besseren CO2-Fußabdruck als reine Kunststoff-Verpackungen (verglichen mit einer reinen Kunststoffverpackung – direktbedruckt, tiefgezogen, 95 mm Durchmesser und 500 ml Füllvolumen). Noch nachhaltiger wird das Produkt, wenn der Innenbecher nicht aus Neumaterial, sondern aus r-PET oder r-HDPE besteht. Der Kartonwickel kann je nach Bedarf zu 100 Prozent aus Recyclingkarton bestehen.

Recyclingfähigkeit und der Einsatz von Recyclingmaterial müssen gefördert und forciert werden. Verantwortung tragen alle und das Ergebnis gilt für alle. Aber lasst uns dabei nicht vergessen, worum es eigentlich geht: Sparsamer Umgang mit Ressourcen und minimaler CO2-Ausstoß. Erst eine optimale Kombination aus beiden kann den Erfolg bringen, den wir alle so dringend benötigen.

 

Stephan Laske
R&D Director Greiner Packaging

Veröffentlicht in PACKAGING Austria 3/19

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