Kreislaufwirtschaft, Innovation, Design for Recycling, Nachhaltigkeit

Wie Daten über die Recyclingfähigkeit von Verpackungen entscheiden können

07.12.2021 | 2 Minuten Lesezeit
Florian Aschermayer

Um den Lebenszyklus von Verpackungen zu verlängern und damit echten Mehrwert zu schaffen, müssen Verpackungen in Zukunft möglichst einfach und gut recycelt werden können. Einen wesentlichen Schritt zur Erreichung der Kreislaufwirtschaft können Daten darstellen, die bereits während der Produktion als digitaler Produktpass erfasst und mittels digitaler Wasserzeichen abgerufen werden können. Für den automatisierten Datenaustausch kommt dabei R-Cycle als offener und global einsetzbarer Standard zum Einsatz.

R-Cycle & Greiner Packaging ermöglichen:

  • Smarte Verpackungen
  • Rückverfolgung entlang der Wertschöpfungskette
  • Präzisere Abfallsortierung
  • Bessere Rezyklat-Qualität
  • Höhere Recyclingraten

Auf dem Weg zur besseren Sortierbarkeit

Auch wenn es in den vergangenen Jahren bereits viele Bemühungen hin zu nachhaltigen Verpackungen gegeben hat – derzeit sind selbst vollständig recycelbare Kunststoffverpackungen von einer wünschenswerten Kreislaufwirtschaft noch weit entfernt. Nur ein geringer Teil wird tatsächlich verwertet und wieder zu hochwertigem Rezyklat verarbeitet. Schuld an der Problematik sind unter anderem die strengen Auflagen für Food-Grade-Rezyklate: Kunststoffe, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen, unterliegen genau festgelegten Kriterien. Nur Rezyklate aus Lebensmittelverpackungen dürfen auch wieder für Lebensmittelverpackungen eingesetzt werden. In der Abfallsortierung ist es jedoch derzeit nicht möglich, recyclingfreundliche Lebensmittelverpackungen als solche zu erkennen und sortenrein zu sammeln. Generell erschweren oder verhindern die minderwertige Reinheit der Sortierfraktionen den Einsatz des daraus resultierenden Rezyklats in hochwertige Kunststoffprodukte. Um eine echte Kreislaufwirtschaft für Kunststoffverpackungen zu erreichen, ist deshalb ein Rückverfolgungsstandard für Kunststoffverpackungen notwendig, der alle recyclingrelevanten Informationen aus dem Produktionsprozess erfasst und für den Sortierprozess zur Verfügung stellt.

Datenmanagement – Pilotprojekt mit R-Cycle

Wenn eine via R-Cycle rückverfolgbare Verpackung nach Gebrauch und Sammlung in Zukunft in einer Sortieranlage landet, kann diese mittels einer hochauflösenden Kamera auf dem Sortierband präzise identifiziert werden. Je nach übertragenen Attributen kann die Verpackung dann automatisch dem richtigen Sortierstrom zugeführt werden. Voraussetzung dafür sind entsprechende technische Anpassungen in der Sortieranlage: Unter anderem braucht es im Hintergrund eine umfassende Datenbank, die mit den notwendigen Informationen befüllt ist und auf die die Sortieranlage einfach und schnell zugreifen kann. „In diesem Punkt arbeiten wir bei Greiner Packaging im Rahmen eines Pilotprojektes mit den Spezialisten von R-Cycle zusammen“, erklärt Florian Aschermayer, Global Senior Project Manager Circular Economy bei Greiner Packaging. R-Cycle entwickelt als branchenübergreifendes Konsortium einen offenen und weltweit anwendbaren Rückverfolgungsstandard, der die lückenlose Dokumentation von recycelbaren Verpackungen entlang der Wertschöpfungskette sicherstellt, gespeichert auf einer gemeinsamen Datenplattform. Diese kann mit jeder Produktionsanlage vernetzt werden – von der Folien- oder Spritzgießmaschine zu Verarbeitungs-, Druck- und Abfüllmaschinen – bis hin zur Abfallsortier-Anlage.

Bei R-Cycle schaffen wir eine der wichtigsten Voraussetzungen für die hochwertige Wiederverwertung von Kunststoffen: Über eine cloud-basierte Datenbank lässt sich die gesamte Wertschöpfungskette zurückverfolgen, bis hin zu den eingesetzten Rohstoffen. Die Rückverfolgbarkeit ist der Schlüssel zum Erfolg.

Dr. Benedikt Brenken, Direktor der R-Cycle Initiative

Digitale Wasserzeichen bilden die Brücke zwischen Verpackungen und den dazugehörigen Informationen

R-Cycle ist offen für verschiedene Markierungstechnologien. Für Konsumgüterverpackungen kommen digitale Wasserzeichen ins Spiel. Das sind Codes – die unsichtbar und wiederkehrend über die ganze Verpackungsoberfläche angebracht sind und mit dem R-Cycle Datensatz verlinkt werden können. Dieser enthält dann alle relevanten Informationen – vom Hersteller über den Kunststofftypen bzw. die Zusammensetzung bei Multilayer-Verpackungen bis hin zu Informationen bezüglich des Einsatzes in der Food- oder Non-Food-Industrie. Auf diese Weise können Abfallsortieranlagen mit entsprechenden Detektionstechnologien vollständig recycelbare Verpackungen identifizieren. Das ist die Basis für die Gewinnung von hochwertigem Rezyklat für echtes Recycling.

Erste Prototypen im Test

Erste in die Dekorationen implementierte und mit R-Cycle verlinkte digitale Wasserzeichen befinden sich aktuell unter anderem bei den Verpackungsspezialisten von Greiner Packaging in der Entwicklungsphase. Digitale Wasserzeichen können in verschiedene Dekorationsarten integriert werden. Dabei können die Daten jederzeit geändert werden, ohne das Verpackungsdesign selbst zu verändern.

Wir testen derzeit im Rahmen eines Leuchtturm-Projektes erste Prototypen in enger Zusammenarbeit mit den Digital Watermark Spezialisten Digimarc. Dabei geht es insbesondere um Anpassungen im Artwork der Dekoration, um die digitalen Wasserzeichen so diskret wie möglich auf den Verpackungen zu platzieren und das Verpackungsdesign nicht zu beeinflussen.

Florian Aschermayer, Global Senior Project Manager Circular Economy bei Greiner Packaging

Gemeinsam gegen Kunststoffmüll

Als Partner der HolyGrail 2.0-Initiative (unter dem Management der European Brands Association und unterstützt von der Alliance to End Plastic Waste) fördert Greiner Packaging mit mehr als 130 Unternehmen und Organisationen aus der gesamten Verpackungs-Wertschöpfungskette die Implementierung von digitalen Wasserzeichen auf Verpackungen. Im Rahmen der Initiative leiten die Markenhersteller gemeinsam mit dem Handel, Convertern, Systemanbietern und Recycling-Unternehmen Aktivitäten entlang der gesamten Wertschöpfungskette ein. So soll die Realisierbarkeit von Technologien für digitale Wasserzeichen geprüft und deren Potenzial unter Beweis gestellt werden.

Neben dem Transport der Verpackungs-Attribute haben die Wasserzeichen aber auch das Potenzial, in anderen Bereichen eingesetzt zu werden: ob zur Konsumenten-Bindung, für den Transparenznachweis in der Lieferkette oder für Aktionen im Einzelhandel.

Digitaler Produktpass als Treiber für die Kreislaufwirtschaft

Innerhalb der EU soll der digitale Produktpass die Kreislaufwirtschaft vorantreiben. Der Pass ist eine von insgesamt 70 konkreten Maßnahmen der Digitalagenda – er fasst Informationen zu den Komponenten, Materialien und chemischen Substanzen, aber auch zu Reparierbarkeit, Ersatzteilen oder fachgerechter Entsorgung eines Produkts zusammen. Umweltrelevante Daten werden so in einem vergleichbaren Format gebündelt und erleichtern es den Akteuren in der Wertschöpfungs- und Lieferkette auf eine Kreislaufwirtschaft hinzuarbeiten. Kunden kann der Pass dabei helfen, nachhaltige Konsumentscheidungen zu treffen. R-Cycle deckt als Digitaler Produktpass im Anwendungsbereich Kunststoffverpackungen die EU-Vorgaben sowohl inhaltlich wie auch technisch bereits umfangreich ab. Alle Informationen aus der Wertschöpfungskette werden transparent und automatisiert für alle Prozessbeteiligten nutzbar gemacht. Das steigert die Nachhaltigkeit und Effizienz, sowohl bei der Informationsbeschaffung als auch im Produktionsprozess von Kunststoffverpackungen.

Mehr über R-Cycle
https://r-cycle.org/

Mehr über die Digital Watermarks Initiative HolyGrail 2.0
https://www.aim.be/priorities/digital-watermarks/

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